China gilt als Ursprung des Tees. Vor allem der Grünen Tees. Doch Mitte des 17. Jahrhunderts entdeckten chinesische Teebauern durch Zufall die Teekunst der Schwarztee-Herstellung. Durch die rötliche Farbe des Aufgusses ist Schwarzer Tee in China aber als Roter Tee ("hong cha") bekannt. Erfahre alles über Herkunft, Sorten und Besonderheiten seltener chinesischer Schwarztees.
Tongmu - Ursprung chinesischer Schwarztees
Es existieren verschiedene Legenden darüber, wie der Schwarze Tee in China entstanden ist. Die bekannteste ist die Geschichte der verlorenen Ernte von Tongmu:
Tongmu ist ein kleines Bergdorf in der chinesischen Provinz Fujian. Als 1646 die Armee von Prinz Dorgon, Onkel des jungen Qing-Kaisers Shunzi, ins Dorf einmarschierte, ließen die Teebauern verängstigt ihre Ernte zurück (bzw. versteckten sie vor den Eindringlingen). Als die Soldaten wieder abgezogen waren, schauten die Bauern nach ihren Teeblättern und fanden sie feucht und welk vor.
Eine Katastrophe - denn bisher verarbeitete man die erntefrischen Teeblätter zu Grünem Tee. Was die damaligen Teebauern noch nicht wussten: Die liegengebliebenen Teeblätter oxidierten - die Grundvoraussetzung für Schwarzen Tee.
Die Erfindung des Lapsang Souchong
Um zu retten, was noch zu retten war, trockneten die Teebauern ihre verlorene Ernte über einem Kiefernholz-Feuer. Der Teeblätter wurden schwarz, der Aufguss rötlich und im Geschmack war der Tee äußerst kräftig und rauchig.
Die Teebauern waren von ihrem Werk entsetzt und hätten die gesamte Produktion vermutlich entsorgt, entschieden sich aber dann doch, den "abscheulichen" Tee nach Xincun, dem nahegelegenen Handelszentrum, zu bringen. Sie überließen den Tee einem Händler in Kommission, bezweifelten jedoch, jemals einen Gewinn zu erzielen.
Europa liebte den neuen Rauchtee aus China
Einige Zeit später tauchte der Händler in Tongmu auf und zur Überraschung aller hatte er den Tee für ein Vielfaches des Preises der bisher hergestellten Tees aus Tongmu an niederländische Handelstreibende veräußert. So gelang diese neue Teesorte nach Europa, wo die Menschen von der außergewöhnlichen Rauchnote des Tees begeistert waren. Und es sollte nicht bei einer Lieferung bleiben, die europäischen Teetrinker forderten Nachschub. Der Lapsang Souchong war geboren und damit auch die Herstellungstechnik des Roten Tees bzw. des Schwarztees.
Schwarzer Tee aus China ist selten
Im großen Maßstab durchsetzen konnte sich Schwarzer Tee aus China jedoch nie. Tee aus China war aufgrund der schwierigen Transportwege nach Europa sowieso schon recht teuer. Als der Botaniker Robert Fortune Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte, dass Schwarzer Tee aus der gleichen Pflanze wie Grüner Tee produziert wird und der Teeanbau in Indien und Ceylon immer stärker vorangetrieben wurde, waren chinesische Schwarztees im Preis nicht mehr konkurrenzfähig. Im Reich der Mitte konzentrierte man sich daher weiterhin und bis heute vor allem auf die Herstellung Grüner Teesorten.
In einigen Regionen Chinas, zu nennen wären hier vor allem Yunnan, Anhui und Fujian, trifft man jedoch auf Teebauern und Teegärten, die sich mit der Herstellung außergewöhnlicher chinesischer Schwarztees beschäftigen. Im Vergleich zur chinesischen Grüntee-Produktion machen die Schwarzen Tees allerdings nur einen geringen Anteil aus.
Einzigartiger Geschmack chinesischer Schwarztees
Aus diesen Gründen sind chinesische Schwarze Tees fast immer etwas Besonderes und beeindrucken häufig durch ihre außerordentlich hohe Qualität. Auch der Geschmack chinesischer Schwarztees ist einzigartig. Diese seltenen Kostbarkeiten zu genießen, gehört zu den schönsten Erlebnissen für Teeliebhaber.
Schwarzer Tee aus China schmeckt deutlich anders als die Schwarzen Tees aus Indien oder Ceylon / Sri Lanka. Meist tragen sie eine feine Honigsüße in sich, mit angenehmen Malzaromen. Außerdem lassen sich hochwertige chinesische Schwarztees fast immer auch mehrfach aufgießen. Da Tees in China meist über Feuer getrocknet oder geröstet werden können sie ebenfalls rauchige Noten. Auch ein feinblumiges Aroma ist typisch für chinesische Schwarztees. Einzig Schwarzer Tee aus Darjeeling zeigt noch blumigere Facetten.
Chinesischer Schwarztee: Diese Sorten musst Du kennen
Die drei bekanntesten und wichtigsten Schwarzteesorten Chinas sind: Lapsang Souchong, Jin Jun Mei und Keemun. Ihre Charakteristika, Besonderheiten und Unterschiede erfährst Du hier:
Lapsang Souchong
Wer zum ersten Mal einen Original Lapsang Souchong probiert, wird kaum glauben, dass es sich bei dem Getränk um Tee handelt. Eine intensive und starke Rauchnote ist die Besonderheit dieser chinesischen Tee-Spezialität. Viele Teeliebhaber fühlen sich beim Verkosten eines hochwertigen Lapsang Souchongs an einen torfig-rauchigen Single Malt Whisky aus Schottland erinnert. Insgesamt ist Lapsang Souchong ein sehr würziger und kräftiger Tee, der durch seine einzigartige Note aber auch sehr speziell schmeckt. Nicht jeder Teefreund wird mit Rauchtee eine längere Bindung eingehen. Für viele Tee Gourmets jedoch gehört Lapsang Souchong zu den grandiosesten Teesorten, die China zu bieten hat.
Jin Jun Mei
Jin Jun Mei bedeutet übersetzt „Goldene Augenbraue“. Der Name leitet sich von der schönen, geschwungenen Form der kleinen, gerollten Teeblätter und der hellen, goldenen Farbe der Blattspitzen ab. Tatsächlich handelt es sich bei Jin Jun Mei um eine Tee Neu-Entwicklung, die erst 2005 in Tongmu, dem Heimatdorf des Lapsang Souchongs, erfunden wurde. Nur die jüngsten Blattknospen werden geerntet und zu einem Schwarzen Tee verarbeitet. Geschmacklich ist Jin Jun Mei eine absolute Sensation. Der Tee besitzt eine unvergleichlich süße Honignote mit intensiv malzigen Aromen. Jin Jun Mei zählt heute zu den teuersten Teesorten aus China.
Keemun
Eine der vielleicht bekanntesten Schwarztee-Sorten aus China ist der Keemun Tee, auch Qimen-Tee genannt. Seine Besonderheit: Er ist sehr mild, besitzt aber dennoch ein unnachahmlich facettenreiches, fruchtiges Aromenspektrum von reifen dunklen Früchten und Äpfeln, begleitet von würzig-süßen Karamellnoten und einer zarten Blumigkeit. Der ausgewogene, feinaromatische Geschmack macht Keemun zu einem der erlesensten chinesischen Schwarzen Tees. Auch Keemun ist im Vergleich zur langen Teegeschichte Chinas eine noch recht junge Erfindung. Er wird erst seit 1875 in der Provinz Anhui hergestellt. Zur Herstellung verwenden die Teemeister traditionell nur die jungen und kleinen Blätter und Knospen des Teebaums Zhu-Ye-Zhong.
Fazit
Schwarzer Tee aus China bildet eine eigene Welt. Sein Geschmack ist einzigartig und unterscheidet sich deutlich von Schwarzen Tees aus Indien oder Sri Lanka.
- Schwarzer Tee heißt in China eigentlich Roter Tee, aufgrund der rötlichen Farbe seines Aufgusses.
- Die Herstellung von Schwarztee wurde in China zufällig entdeckt, als frisch geerntete Teeblätter nicht rechtzeitig verarbeitet werden konnten und so die Oxidation ungewollt einsetzte.
- Gleichzeitig entstand auf diese Weise der Lapsang Souchong Rauchtee – eine der berühmtesten Schwarztee-Sorten Chinas.
- Im Geschmack sind chinesische Schwarztees honigsüß und malzig mit feinblumigen Aromen.
- Zu den drei bekanntesten Schwarzen Tees aus China gehören neben dem Lapsang Souchong der Jin Jun Mei und der Keemun.