Bei Tee denkt man häufig als erstes an Japan und China. Aber auch viele andere Länder besitzen eine traditionsreiche Teekultur. Begleite uns auf einer Weltreise durch die größten Teetrinker-Nationen des Planeten. Du erfährst, wie der Tee in die Länder kam und bis heute eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen spielt. Im ersten Teil unserer Weltreise schauen wir uns die Ursprünge des Tees in China und Japan an.

Tee war schon immer mehr als nur ein Getränk. In vielen Ländern entwickelten sich rund um das Getränk Rituale und Zeremonien. Bekanntestes Beispiel heute ist sicherlich Japan. Dort begibt man sich mit der Teezeremonie "cha-no-yu" auf den Weg des Tees. Die Ursprünge der japanischen Tee-Zeremonie liegen allerdings in China – dem Heimatland des Tees. Es ist spannend zu sehen, wie im Laufe der Jahrhunderte sich aus diesen Ursprüngen die verschiedenen Lehren zur heute gelebten Perfektion entwickelten.
Auch im Orient, Indien, Tibet, der Mongolei, Russland und Südamerika gibt es traditionsreiche Teekulturen. Nicht zu vergessen die Engländer, bei denen eigentlich rund um die Uhr „tea time“ ist. Und dann sind da noch die Ostfriesen, die eigentlichen Weltmeister, was den Teekonsum angeht.
Ursprung chinesischer Teekultur
Alles soll mit einem Windstoß angefangen haben. 2737 v. Chr. wehte der Wind einige seltsame Blätter in einen Wasserkessel. Kaiser Shen Nung trank einen Schluck von dem hellgrün verfärbten, duftenden Wasser und war begeistert. Ob es sich wirklich so zugespielt hat, können wir heute nicht mehr beweisen. Doch die chinesische Legende hebt das Getränk mit dieser Entstehungsgeschichte bereits auf ein beinahe göttliches Niveau. Echte Nachweise über den Tee als wichtiges Getränk der chinesischen Kultur sind ab etwa 350 n. Chr. historisch belegt.

Die drei Teeschulen Chinas
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich in China drei wichtige Schulen, die sich mit der Zubereitung von Tee beschäftigten.
Während der Tang-Epoche zwischen 617-907 war die "Schule des gesalzenen Pulvertees" populär. Zu dieser Zeit wurde Tee hauptsächlich aus dem Pulver der zerriebenen Teeblätter hergestellt. Das Pulver wurde direkt im Wasser aufgekocht und dann mit einer Prise Salz verfeinert.
In der Song-Dynastie ab 960 wurde diese recht einfache Technik mit der "Schule der geschäumten Jade" verfeinert. Das Teepulver wurde mit heißem Wasser aufgegossen und mit einem Bambusbesen schaumig geschlagen. Ziel war es, auf diese Weise eine möglichst feste und langanhaltende Schaumkrone zu erzeugen. In Wettbewerben traten die talentiertesten und großartigsten Schaumschläger gegeneinander an.
Erst ab der Ming-Dynastie zwischen 1368-1644 wurden zur Teezubereitung vor allem ganze Blätter genutzt. Die zu dieser Zeit vorherrschende Teephilosophie wurde "Schule des duftenden Blattes" genannt. In dieser Periode entstand auch die bis heute wichtige chinesische Teezeremonie Gongfu Cha, bei der lose Teeblätter mehrfach mit heißem Wasser aufgegossen werden.
(Te)Evolution in Japan: So kam der Tee nach Japan
Der buddhistische Mönch Myōan Eisai brachte im 12. Jahrhundert von einer Chinareise einige Teepflanzen mit in seine Heimat Japan. Er war außerdem fasziniert von den Pulvertees, die er in China kennenlernen durfte und betrachtete den Genuss von Tee ebenfalls unter medizinischen Gesichtspunkten. Teemeister Sen–no Rikyū perfektionierte schließlich Mitte des 16. Jahrhunderts die japanische Teezeremonie. Bis heute nimmt das gemeinsame Teetrinken eine wichtige Stellung innerhalb des gesellschaftlichen Lebens ein. Achtsamkeit, Harmonie, Wertschätzung und die Suche nach innerer Reinheit sind die zentralen Momente dieser Zeremonie. Trotz dieser erhabenen Ansprüche, stand für Sen-no Rikyū die Einfachheit an erster Stelle.
"Der Weg des Tees ist nichts als dies: Zuerst kochst Du Wasser, dann machst Du den Tee und trinkst ihn."
Teemeister Sen–no Rikyū
Matcha ist unzertrennlich mit dem japanischen Teeritual "cha-no-yu" verbunden. Im Alltag werden vor allem grüne Teesorten wie Sencha getrunken. Zu besonderen Anlässen wird Gyokuro zubereitet. Am Abend ist der Houjicha beliebt. Der mit geröstetem Reis vermischte Tee besitzt einen geringen Koffeingehalt und hindert nicht beim Einschlafen.
Zarte, feine Tees sind besonders beliebt. Es geht vor allem um eine herausragende Umami-Note und um die sanft erfrischenden, vegetalen Facetten des Grüntees.
Im nächsten Teil unserer Tee-Weltreise erfährst Du, wie der Tee von China nach Indien, Tibet und Europa gelangte.